Was 1992 begonnen hat, endet nun hier.
Vor 2 Monaten startete ich das erste Mal wieder, nach fast 30 Jahren, im Kraftdreikampf.
Mein Ziel, sich den österreichischen Rekord in meiner Alters- und Gewichtsklasse ( -120 kg) zu holen, ging auf.
Letztes Wochenende war es dann noch einmal soweit!
Diesmal eine Gewichtsklasse darunter ( -105 kg), ebenfalls auf Rekordjagd.
Als ich mein erstes Ziel im April erreicht hatte, spürte ich nach einiger Zeit, dass die Luft schon draußen war.
Die Motivation für die (schweren) Trainings fehlte, doch ich war entschlossen, die paar Wochen durchzuhalten und dieses Kapitel für mich erfolgreich abzuschließen.
Nicht ganz so optimal verliefen dann die Trainingseinheiten, die Gewichte fühlten sich (zu) schwer an, die Erschöpfung und die Schmerzen traten immer mehr in den Vordergrund.
Das war all die Zeit in den letzten Jahren auch nicht anders, somit war es vor allem ein "Kampf", welcher im Kopf stattfand, auch mit dem Ende in Sicht.
Letztendlich gelang es mir dann doch, mit diesem Gedankenkarussell umzugehen und die Sache durchzuziehen.
5 Jahre Vorbereitung sollten hier erfolgreich enden.
Mit all diesen Investments von Trainings, mentaler Energie, Zeit, Geld, Ausrichtung der Lebensführung und Verzicht auf andere Dinge, baute sich ein enormer Erfolgsdruck auf.
Während ich bei meinem ersten Wettkampf total überdreht war, fühlte ich mich diesmal sehr in mich gekehrt.
Die letzten Tage und kurz vorm Wettkampf nur in kurzer Sätzen mehr ansprechbar, mied ich den Kontakt zur Außenwelt und jeglichen Small Talk vor Ort.
Die Location war diesmal auch nicht gleich um die Ecke, die Austragung fand im idyllischen Frauenkirchen im sonnigen Burgenland statt, mit sehr ländlichen Charakter.
Von dieser landschaftlichen Ruhe ging es nur durch eine Tür entfernt zur actiongeladenen Veranstaltung, in einer "roughen" Umgebung mit toller Stimmung.
Es war alles gut organisiert und so gelang es mir, besser als beim letzten Mal, in einen "Flow" zu kommen.
Das Abwiegen bestätigte mir, dass ich 4 kg weniger als beim letzten Wettkampf zuvor hatte, mit 103,8 kg ging es sich somit gut aus für die Klasse bis 105 kg.
Bis zum Aufwärmen konnte ich noch Energie tanken, vor allem in Form von flüssigen Kohlenhydraten.
Nun war ich doch sehr gespannt, wie sich, die nach und nach schwerer werdenden Aufwärmsätze, anfühlten.
Ja, die kamen ganz gut, war meine Feststellung und das in mir aufkeimende Adrenalin, lieẞ auch kein anderes Gefühl mehr zu.
Das Timing war auch gut gewählt und schließlich war es soweit, für meinen Erstversuch mit 205 kg, welcher bereits ein neuer Rekord ist, 5 kg über den Bestehenden.
Dann lief alles wie in Trance ab:
Die Freigabe durch den Satz des Sprechers "the bar is loaded!" ging ich auf die Plattform, griff die Stange, zog mich in diese und unter das Gewicht rein, machte alles in mir fest und eng, atmete tief ein, drückte meine Knie und Hüfte durch und hob die Last aus den Ständern raus.
"Sch...fühlt sich das schwer an", schoss es mir durch den Kopf.
Ein paar Schritte zurück um den Versuch zu starten und weg war dieser unwillkommene Gedanke.
Was über all die Jahre eingearbeitet wurde, machte sich bezahlt.
"Squat"!
Dieses Signal vom Hauptkampfrichter war die Freigabe, um die Kniebeuge durchzuführen.
Tief einatmen, alles im Körper anspannen und los geht's.
Zuerst die Hüfte leicht nach hinten schieben, dann die Knie beugen, den Rücken und Rumpf fest spannen.
Nun ausreichend tief nach unten gehen (unter parallel), aber auch nicht zu tief, denn jeder Zentimeter kostet viel Kraft und ist entscheidend.
Irgendwann in diesen wenigen Sekunden kam ich auf die Idee, damit auch wieder aufzustehen und stand dann auf einmal wieder aufrecht.
"Rack"! - ich durfte die Hantel wieder ablegen und schon war der erste Versuch vorbei.
3 weiße Lichter - der Versuch ist gültig!
Somit gut ins Rennen gekommen, ließ ich für den zweiten Versuch 215 kg auflegen.
Als ich dann in Runde 2 an der Reihe kam, lief es so ab wie in Runde 1, nur war die Last schon etwas schwerer.
Für den dritten und letzten Versuch wählte ich dann 221 kg!
Dies war für mich persönlich mein Ziel, die Rekorde mit mindestens 220 kg zu absolvieren. Diese Lasten und sogar mehr, hatte ich schon mehrmals im Training geschafft, doch Training ist Training und kein Wettkampf, mit all den damit verbundenen Umständen und Herausforderungen.
Nun war es soweit - am Ziel meiner langen Reise!
Keine Gedanken wahrnehmend oder nicht zulassend, ging ich unter großer Anfeuerung der Anwesenden und des Sprechers, zu dem Rekordgewicht und machte mich bereit.
"Ok, auf geht's!" - Ruhig aber energisch, schwer aber entschlossen.
'Squat!
Festmachen, runter, runter, runter und nun explodieren nach oben.....ja, ja, oooh, nun der schwerste Punkt beim Aufstehen...weiter, dranbleiben... durch, durch.... AUFGESTANDEN!!!"
Gewicht abgelegt ...wie ist die Wertung?
3 weiße Lichter - GÜLTIG! GESCHAFFT!
Freude und große Erleichterung machten sich breit. Nach dem Handshake mit der Jury, drückte ich meine Partnerin Olga , welche mich ganz toll unterstützt und das Video gemacht hat, ganz ganz fest und küsste sie.
Vielen Dank auch an Karin, welche dem ganzen Tag vor Ort war!
Nach der Siegerehrung, ging es auf dem Weg nach Hause, zuvor jedoch noch kurz zum Neusiedler See.
Die Ziele wurden erreicht, die Wettkämpfe sind vorbei, meine Trainingsausrichtung wird sich verlagern, mein Kampfgewicht von ca 105 kg, reduziert werden, der Fokus verlagert sich nun mehr auf mein Privatleben und mein Geschäft.
Doch ein Leben ohne Training und Sport kann ich mir nicht vorstellen.
Solltest Du bis hierher zum Ende alles gelesen haben und fühlst Du Dich inspiriert, etwas für Dich zu tun oder hast Du Fragen, kontaktiere mich gerne.